Die Bogengemeinschaften sind schon länger aktiv, doch mit dem ersten Lötken-Giessen wurde am Freitagabend nun auch mit dieser ersten öffentlichen Veranstaltung das
Bentheimer Stadtschützenfest quasi eröffnet. Obschon es noch drei Monate dauert bis zur Festwoche.
Bad Bentheim. Fast 99 Jahre ist es her, dass mit dem Ausrufen der Republik das Kaiserreich sein Ende
fand und der Adel all seiner Privilegien verlustig ging. Nein, nicht aller. Eine kleine Stadt und seine wehrhaften Bewohner im Südwesten Niedersachsens leisten erfolgreich Widerstand. Erbprinz
Carl Ferdinand zu Bentheim und Steinfurt durfte das erste Lötken giessen. Gut, vielleicht doch eher Tradition als Privileg. Auch Fürst Christian war mit dabei, war er denn auch im Jubeljahr (400
Jahre) 1983 König von Bentheim – vom Fürsten zum König. Schon einmal, 2011, kam dem Erbprinzen diese Aufgabe zu. Diese Traditionspflege zeigt auch die enge Verbundenheit von Stadt,
Bürgerinnen und Bürger, Offizierkorps und fürstlichen Hause – beiderseitig. Die Offiziere hatte alles vorbereitet: Feuer, Schmelztiegel, Amboss, Formen und Werkzeug zur Entgratung und
Nachbearbeitung standen bereit. Anschließend werden die Lötken noch in eine Lauge getaucht, sodass sie ihren silbrigen Glanz verlieren und patiniert sind. „Lötken“ dürfte sich vom plattdeutschen
Wort für Blei ableiten. Freitagabend wurde jedoch mit einer Blei-Zinn-Legierung gegossen. Selbstverständlich durfte ein Bierwagen nicht fehlen. Eine sehr gute Hand voll Offizieren arbeite und die
Bürger vergnügten sich im Charakter einer After-Work-Party.
Giessen durften auch die „normalen“ Bürger und sogar Bürgerinnen. Dafür mussten sie dann allerdings eine Flasche Sekt spendieren, die dann umgefüllt in die zwei silbernen
Trinkbecher des Offizierskorps für alle Anwesenden die Runde machten. Dazu spielte der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr. Ein kleines Volksfest.
Doch wozu das alles? Besser hätte sich das eine Marketingagentur nicht ausdenken können. Viele kleine Events mit Alleinstellungsmerkmal und Amüsement dem eigentlich Event
vorausgehen lassen, um den Hype zu steigern. Nur schwerlich kann man sich der Wirkung entziehen. Ein Lötken dient als Eintrittskarte für die Veranstaltungen in der Festwoche und wird sicherlich
aufbewahrt. Doch mitgenommen werden konnten die besonderen Eintrittskarten noch nicht.
Weitere Lötkengiessen folgen in den kommenden
Wochen:
Jeweils um 18 Uhr auf dem
Herrenberg
21. Juni
28. Juni
30. Juni
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